Dem
Vogelflug näher
Fred Ludwig aus Chemnitz ist mit seinen fliegenden Sauriern schon
von mehreren Inter-Ex bekannt, dort immer mit seinen Flügen ein
Höhepunkt des Treffens und Gewinner von Pokalen gewesen. Seine
Saurier fliegen heute schon perfekt, drehen den Kopf und bewegen die
Flügel im Flug, geben Geräusche von sich. F. Ludwig könnte
damit zufrieden sein -Einladungen zu zahlreichen Flugtagen sind ihm
sicher und der Applaus dort ebenso.Er
ist aber kein Show-Flieger, sondern ein forschender Modellbauer. Schlagflügelantrieb
ist die eine Aufgabe, die er sich gestellt hat. Fünf solche Modelle
hat er inzwischen gebaut, das Leichteste davon (600g) flog erstaunlicherweise
nicht am besten; sein jetziger Schlagflügler hat 2100 mm Spannweite,
wiegt 1260 g, die Schlagfrequenz beträgt 3 Bewegungen/Sek., der
Motor ist ein AP 29 im Verhältniss 100:1 untersetzt (50:1 Zahnriemen,
2:1 Kettengetriebe). Fred Ludwig behauptete in Ostrach, sein Modell
würde erst nur wenige Meter fliegen, mehr kleine Hüpfer machen.
Machte er auch, bis sein Vogel zum richtig Flug ansetzte, eine große
Kurve steuerte, locker über den Zaun setzte und im Kaffeezelt landete.
Der Schaden klein, der Erfolg großartig. Sein Brettnurflügel,
sein drittes Modell in Ostrach, sieht recht unspektakulär aus und
nur der Fachmann vermißt das, was die Bretter ja brauchen: Seitenleitwerk
oder Winglets. Da Fred Ludwig besonders an der "fliegenden Natur"
Interesse hat, stört ihn, daß alle Vogelnachbauten das obligatorische
Plexi-Seitenleitwerk haben müssen.
In
seinem Brettnurflügel ist eine neuartige Steurung eingebaut: Einmal
die normalen RC-Funktionen, also QR/Höhenruder gemischt, zusätzlich
hat das Modell aber eine kleine Wetterfahne mit Sensor, die jedes Schiebemoment
an eine Elektronik meldet, die es in Servobefehle umsetzt: Dabei werden
die Querruder als Spreizklappen betätigt, erzeugen also Widerstand.
Damit ist nicht nur eine dem Vogelflug sehr ähnliche Steuerwirkung
erbracht, sondern auch ein Flugzeug-Nurflügel kann mit diesem Prinzip
wesentlich widerstandsarmer und daher leistungsfähiger ausgelegt
werden. Es ist schon beeindruckend, wie sauber im Kurvenflug sein "Brett"
liegt und wie es im Geradeausflug die Bahn hält. Wir hoffen, mehr
über seine Modelle berichten zu können.
Solarflieger blieben zuhause Obwohl die Sonne in Ostrach mehr als
genug schien, wurde sie kaum genutzt: Ein einziger Solarflieger war angetreten,
der durch seine Konstruktionen auch aus dieser Zeitschrift bekannte Dr. S.
Dienlin. Sein NanoSol übte sich im Dauerflug, kam mit dem frischen Wind gut klar
und freute sich mit dem Konstrukteur auf die nächste Ausgabe des Guinness-Buches
der Rekorde: Dort ist er nämlich schon als "Das kleinste rein solar betriebene
bodenstartfähige RC-Modell" angemeldet.
FMT-Pokal "Doppel Duo"
ergibt zusammen vier. Das ist der Fall auch beim Doppel-Tandem von Wil van Loon,
Holland. Ein Segler mit vier Tragflächen. Oder einem Canard und einem
Höhenleitwerk und zwei Flügeln - wie man wünscht. Die Queruder arbeiten
gleichsinnig, die Seiten- und Höhenleitwerke gegensinnig: Vom Links bzw.
Tief bedeutet hinten Rechts bzw. Hoch. Ein schönes Modell, das auch sehr gut
fliegt: Diesjähriger FMT-Pokalgewinner.
Groß... Von ganz anderem Kaliber sind die großen vorbildähnlichen
Modelle, die aber durch ihre Besonderheiten ebenfalls in die Experimenal-Klassen
passen. Die Horten-Nurflügel als Modelle sind an sich nichts ganz
Außergewöhnliches, bis auf die wirklich einmaligen Horten von Eric van den
Hoogen. Soviel Perfektion in einem Modell ist selten zu sehen, die, mit seinem
Können am Sender gepaart, jedesmal ein Flugerlebnis sind. Sein schon vom
letzten InterEx bekannter Horten XII ist nun mit einem Regler anstatt Schalter
ausgestattet; im "Dino" von Schulze fand er den Steller, der die Ströme auch
bewältigt (40 Zellen, 2x robbe 240 an einem Getriebe zur gemeinsamen
Propeller-Fernwelle; Propeller-Eigenbau, faltbar, Scale wie beim Original). Pokal
"Bester Flug".
Zwei mit Dampf
Hans Berndt mit seinem Mr. Henson kannten wir schon vom Vorjahr
aus Nederweert. Dort flog er noch nicht. Das heißt, er machte
einen kleinen Hüpfer. Viele der sachkundigen Zuschauer glaubten
nicht, daß das Flugzeug steuerbar sein würde: Keine V-Form,
ein winziges, im Rumpfschatten stehendes Seitenleitwerk, zwei große,
seitlich am Rumpf an Auslegern angebrachte Propeller. Die Hochachse
schien allen das Problem zu sein, also die Beherrschung des Modells
um diese: Zu winzig, zu verdeckt das Seitenleitwerk im Vergleich zu
den gewaltigen Rumpf- und Flügelabmessungen. Dieses Jahr kam Berndt
mit dem selben Modell, einem nicht sehr viel vergrößerten
Seitenleitwerk und viel Vertrauen in sein Werk. Mr. Henson in seinem
Dampfmaschinenflugzeug quittierte es durch ausgezeichnete Flüge.
Pokal: "Beste Technik".
In die gleiche Sparte gehört auch Jupp Wimmer. Er, die treibende Kraft der
Inter-Ex vom Beginn an, baut Flugzeuge aus einer Zeit, wo es noch keine
Flugzeuge gab. Er baut nach Entwürfen und skurillen Ideen für Flugmaschinen, die
in alten Büchern zu finden sind, und die in der Regel gar nicht fliegen konnten,
auch wenn manchmal in jenen Büchern das Gegenteil behauptet wird. Ein Clement
Uder soll 1889 geflogen sein, damit also klar der erste Motorflieger der Welt.
Den Beweis lieferten Spuren seines Fahrwerks in der Erde eines Exerzierplatzes
bei Paris. Diese Spuren sollen nämlich plötzlich auf einigen Metern nicht da
sein, und dann kamen sie wieder. Dazwischen muß er also geflogen sein, oder? Ist
aber nicht, das weiß Jupp Wimmer heute absolut sicher. Er baute das Flugzeug
nach. Beim Erstflug noch vor dem Inter-Ex hat das Fahrwerk die Erde zwar
tatsächlich verlassen, das Modell machte daraufhin aber einen gewaltigen Salto
rückwärts und war wieder am Boden. Das hätte der gute Clement, der hinter seiner
Dampmaschine saß und Kohlen lud, sicherlich nicht überlebt. J. Wimmer baute
daraufhin eine gewichtige, verlängerte Schnauze mit viel Schwermetall dran, um
den Schwerpunkt nach vorn zu bewegen. In Ostrach ging der Experte für
Unmögliches, Eric van den Hoogen an den Steuerknüppel. Nach einem teilweise
recht wilden, aber dennoch erfolgten und mit einer guten Landung beendeten Flug
gab er zu, so etwas Fürchterliches noch nie geflogen zu haben. Soviel
zu einigen der vielen Modelle; der Platz im Heft ist knapp, genauso knapp waren
auch die Pokale. Drei und viermal mehr davon hätten wir verteilen müssen, um
einigermaßen gerecht die gebotenen Leistungen zu honorieren. Wer keinen bekam,
obwohl er einen verdiente: Das nächste Jahr in Nederweert.
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